Mit diesen Worten beginnt unsere mittlerweile 125 jährige Geschichte, denn dies ist der erste Eintrag am Beginn des Kassabuch von 1899. In diesem Jahr heirateten Johann und Karolina, beide aus Auer stammend, und eröffneten einige Monate später in ihrem Haus an der heutigen Fleimstalstraße Nr. 14 das Geschäft. Johanns Eltern führten, wahrscheinlich seit ihrer Heirat 1868, ein Gasthaus ganz in der Nähe, im heutigen Carlotto-Haus. Karolinas Mutter, Maria Thaler stammte aus Kastelruth und hatte ein Geschäft für Stoff- und Manufakturwaren in der Bachgasse, bevor sie 1879 heiratete und im Haus „am Tanzplatzl“ einen Kaufladen führte, während ihr Mann eine Tischlerei betrieb. Den Fußstapfen ihrer Mutter folgend, sah Karolina wahrscheinlich in einem Laden eine gute Einkommensmöglichkeit für die Familie. In unserer Familie wurde immer erzählt, dass Karolina die Lizenz für das Geschäft an der Fleimstalstraße als Mitgift mitbrachte.
Einen persönlicheren Eindruck des Lebens der Familie geben Feldpostkarten aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Für Karolina war es damals nicht immer einfach, sich um den Betrieb, mit Landwirtschaft, Gasthaus und Geschäft, und die fünf Kinder zu kümmern, während ihr Mann an der Front war. So schreibt sie einmal: «[…] bitte schreib du der Bezirkshauptmannschaft wegen den Geschäften es gilt mehr wann du schreibst […]«.
Das früheste erhaltene Foto des Geschäfts und inzwischen auch eröffneten Gasthaus enstand Mitte der 1920er Jahren. Dort sind bereits der rote Briefkasten und der Kastanienbaum zu sehen, die heute noch vor dem Geschäft zu sehen sind.
Wenige Jahre nach dieser Aufnahme übernahm der Sohn Franz mit seiner Frau Maria das Geschäft. Zu dieser Zeit war das Geschäft Frauensache, ein Teil des Familieneinkommens neben der Landwirtschaft. In nächster Generation führten es die beiden Kinder Ferdinanda und Gotthard weiter. Diese erlebten, beide in den 1930er Jahren geboren, wohl die größten Veränderungen mit: mehrere Umbauten, Vergrößerung der Geschäftsfläche, Wandel zur Selbstbedienung und Veränderungen im Sortiment. Wäre es heute sehr aufwendig, alle Käsesorten zu zählen, war das vor Jahrzehnten noch sehr einfach: es gab nur zwei.
1997 übernahm schließlich der Neffe Franz das Geschäft. Der Generationenwechsel findet vor dem 100jährigen Jubiläum und der Jahrtausendwende statt – eine Zeit mit vielen Veränderungen. So wurde die Lira kurz darauf vom Euro abgelöst. Ähnliche Veränderungen erlebten auch unsere Vorfahren, denn ab 1900 durften keine Gulden, sondern nur noch Kronen verwendet werden. Heute ist für viele von uns bereits das Jahr 1999 sehr fern. Noch schwieriger ist es aber, uns das Leben unserer Vorfahren am Anfang des 20. Jahrhunderts vorzustellen. War das Geschäft am Anfang ein Nebenverdienst für die Familie, einer von mehreren solchen Läden im Dorf, ist es heute ein wichtiger Teil der Nahversorgung in Auer und etwas zwischen Dorfladen und Supermarkt, eine Gemischtwarenhandlung – ein altmodischer Name, der unsere lange Tradition und das familiäre Umfeld in einem modernen Geschäft am besten beschreibt.